Audiovisuelles Entrainment - AVE

Audiovisuelles Entrainment AVE

Das Prin­zip der Audio­vi­su­el­len Sti­mu­la­ti­on beruht auf der Anre­gung des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems durch spe­zi­el­le Licht- und Klang­si­gna­le.

Wie stellt man sich die Wirk­wei­se von AVE vor?

Die elek­tri­sche Akti­vi­tät unse­res Gehirns ist rhyth­misch und stellt sich bei Mes­sung mit­tels EEG (Elek­tro­en­ze­pha­logra­phie) als “Gehirn­wel­len” unter­schied­li­cher Fre­quen­zen dar. Dabei kön­nen sowohl inne­re Vor­gän­ge (z. B. Kon­zen­tra­ti­on, Ent­span­nung, Ein­schla­fen…) als auch äuße­re Rei­ze die Gehirn­ak­ti­vi­tät beein­flus­sen.

Wenn wir z. B. auf Musik mit lang­sa­mem Rhyth­mus hören, ver­lang­sa­men sich unse­re Gehirn­wel­len, umge­kehrt ver­hält es sich bei Musik in schnel­lem Rhyth­mus. Es ist auch bekannt, dass blin­ken­de Lich­ter Hirn­wel­len beein­flus­sen kön­nen. Blinkt ein Licht ste­tig in das Auge wird das Gehirn sti­mu­liert was dazu führt, dass Gehirn­wel­len durch regu­lie­ren­de Gehirn­zen­tren auf die glei­che Fre­quenz wie das blin­ken­de Licht gebracht wer­den (soge­nann­tes Ent­rain­ment oder pho­tic dri­ving). Blinkt das Licht schnel­ler erhöht die Hirn­fre­quenz wäh­rend bei lang­sa­me­rem Blin­ken des Lichts die Hirn­ak­ti­vi­tät lang­sa­mer wird.

Neu­ro­the­ra­peu­ten pro­fi­tie­ren von die­sem Natur­phä­no­men wegen sei­nes Poten­zi­als, die Hirn­wel­len­am­pli­tu­den und ‑mus­ter und damit die Funk­ti­ons­zu­stän­de des Gehirns zu ver­än­dern. Audio-visu­el­les Ent­rain­ment (AVE) bezieht sich auf die Ver­wen­dung von blin­ken­den Lich­tern und rhyth­mi­schen Tönen, um gezielt Gehirn­wel­len in Rich­tung zu einem gewünsch­ten Rhyth­mus oder bestimm­ter EEG-Fre­quen­zen zu brin­gen. Durch die Anre­gung des Gehirns mit blin­ken­den Lich­tern in spe­zi­el­len Bril­len und pul­sie­ren­den Tönen durch Kopf­hö­rer ist es mög­lich, die Häu­fig­keit der domi­nan­ten Gehirn­wel­len vor­über­ge­hen­de für die Dau­er der Sti­mu­la­ti­on in eine gewünsch­te Rich­tung zu ver­schie­ben und dadurch die Gehirn­funk­ti­on zu ver­än­dern.

Was macht AVE?

Unse­re Gehir­ne pro­du­zie­ren stark ver­ein­facht fünf grund­le­gen­de Gehirn­wel­len­zu­stän­de: Gam­ma, Beta, Alpha, The­ta und Del­ta.

Ein gesun­des und selbst­re­gu­lie­ren­des Gehirn wird die pas­sen­den Gehirn­wel­len für eine gege­be­ne Situa­ti­on pro­du­zie­ren. Im Schlaf zeigt das Gehirn nor­ma­ler­wei­se eine sehr tie­fe Haupt­fre­quenz-Del­ta (1–4 Hz) Akti­vi­tät und rela­tiv klei­ne Men­gen von höher­fre­quen­ten Theta‑, Alpha- und Beta-Wel­len. Wäh­rend des Wach­zu­stan­des zeigt das nor­ma­le Gehirn über­wie­gend Alpha- und Beta-Akti­vi­tät als Haupt­fre­quen­zen.

Wenn ein gesun­der Erwach­se­ner ruhig in einem wachen, aber ent­spann­ten Zustand sitzt oder medi­tiert, zeigt das Gehirn eine gro­ße Zunah­me der Alpha­ak­ti­vi­tät (8–12 Hz) und leich­te The­ta­ak­ti­vi­tät (4–7 Hz) aber rela­tiv wenig Del­ta oder Beta-Akti­vi­tät. Auf der ande­ren Sei­te wird eine Per­son, die wach­sam und geis­tig aktiv ist, erhöh­te Men­gen an höhe­ren Fre­quen­zen  (13–20 Hz) zei­gen, bei star­ker Anspan­nung z. B. im Rah­men von Stress oder bei bestimm­ten psy­chi­schen Erkran­kun­gen auch noch höhe­re Fre­quen­zen, die kaum eine Ent­span­nung zulas­sen.

Auf­grund von Stress kann ein Ungleich­ge­wicht von Boten­stof­fen im Gehirn ent­spre­chen, damit ein Ungleich­ge­wicht der Gehirn­ak­ti­vi­tät, was sich ent­spre­chend in den Hirn­fre­quenz­mus­tern wider­spie­gelt. Bei bestimm­ten Erkran­kun­gen, gene­ti­schen Fak­to­ren, Hirn­ver­let­zun­gen oder ande­ren Trau­ma­ta, kann es im mensch­li­chen Gehirn zu einem Miss­ver­hält­nis der Hirn­ak­ti­vi­tät und damit zu Ver­schie­bun­gen der Gehirn­wel­len­mus­ter für bestimm­te Akti­vi­tä­ten füh­ren. Men­schen mit Schlaf­stö­run­gen pro­du­zie­ren z. B. nicht genug The­ta- oder Del­ta-Gehirn­wel­len vor dem Schla­fen­ge­hen, dau­er­haf­tes Grü­beln führt zu Fre­quenz­ver­schie­bun­gen in den hohen Beta-Bereich ober­halb von 20 Hz. Dadurch füh­len sich die Betrof­fe­nen stän­dig ängst­lich haben Pro­ble­me zu ent­span­nen. Bei Betrof­fe­nen mit Auf­merk­sam­keits­de­fi­zit-Stö­rung (ADS, ADHS) ist häu­fig fest­zu­stel­len, dass sie in den Auf­merk­sam­keits­area­len im Vor­der­hirn zu vie­le lang­sa­me Wel­len pro­du­zie­ren, wo nor­ma­ler­wei­se die Beta-Akti­vi­tät hilft zu fokus­sie­ren und das Ver­hal­ten zu steu­ern.

Bei bestimm­ten Erkran­kun­gen kann AVE nun dazu genutzt wer­den die Wel­len­mus­ter im Gehirn in einen neu­en Takt zu brin­gen und dabei das Gehirn in sei­ner Funk­ti­on zu unter­stüt­zen. Die Effek­te hal­ten zwar zunächst nur für die Dau­er der Sti­mu­la­ti­on an, durch wie­der­hol­te Anwen­dung kön­nen jedoch häu­fig auch dau­er­haf­te Funk­ti­ons­ver­bes­se­run­gen erreicht wer­den. Bei Men­schen mit Schlaf­stö­run­gen kann AVE ver­wen­det wer­den, um das Gehirn bei sehr nied­ri­gen The­ta- bis zu Del­ta-Fre­quen­zen her­ab zu tak­ten, um die Pro­duk­ti­on lang­sa­mer Wel­len im Gehirn zu ver­bes­sern. Für Betrof­fe­ne mit Angst und Hyper­vi­gi­lanz, kann AVE ver­wen­det wer­den, um eine Erhö­hung der The­ta-und Alpha-Wel­len-Akti­vi­tät zu bewir­ken, die Gefüh­le von Ent­span­nung und Rege­ne­ra­ti­on ermög­li­chen. Bei Auf­merk­sam­keits­de­fi­zit kann ver­sucht wer­den durch die Sti­mu­lie­rung einer erhöh­ten Hirn­ak­ti­vi­tät im unte­ren Beta-Bereich von 12–16 Hz die Funk­ti­on des Stirn­hirns zu ver­bes­sern, was mit einer ent­spann­ten Auf­merk­sam­keit ver­bun­den ist. Stim­mungs­stö­run­gen wie Depres­sio­nen und sai­so­na­le affek­ti­ve Stö­run­gen kön­nen sich mit der AVE-Sti­mu­la­ti­on im nied­ri­gen und mitt­le­ren Beta-Bereich (12–20 Hz) ver­bes­sern.